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Starkregenereignis bringt Kanalnetz an seine Grenze

Heftige Unwetter mit sintflutartigen Regenfällen an zwei aufeinander folgenden Tagen brachten das Krefelder Kanalnetz an seine Grenzen.

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Foto von den Folgen eines Starkregens

Inhalt der Meldung "Starkregenereignis bringt Kanalnetz an seine Grenze"

In der Nacht des 29.06. zwischen 02:30 Uhr und 04:00 Uhr ereignete sich ein erstes Regenereignis, welches flächendeckend auf dem gesamten Krefelder Stadtgebiet niederging. Dabei handelte es sich um ein Regenereignis dessen Intensität statistisch alle zwei Jahre auftritt. Im Durchschnitt sind in dieser Nacht innerhalb von 1,5 Stunden insgesamt 22 Liter pro Quadratmeter gefallen, die das Kanalnetz ohne Probleme aufnehmen konnte.

Ab ca. 20.00 Uhr des gleichen Tages, bis zum Morgen des darauffolgenden Tages, ereignete sich ein zweiter Starkregen. Flächendeckend handelte es sich hierbei um Regenereignisse mit einer hohen Intensität, die lokal stark voneinander abwichen. Dabei gab es ein großes Gefälle der Regenmassen zwischen dem Krefelder Norden und dem Süden. In Hüls regnete es beispielsweise innerhalb von sieben Stunden 15 l pro Quadratmeter, während es in Kliedbruch, innerhalb von nur zwei Stunden, 23 l/m² und in der Innenstadt sogar 38 l/m² abregnete.

Am stärksten getroffen hat es in dieser Nacht das Gebiet um Krefeld Fischeln. Innerhalb von zwei Stunden regnete es hier mindestens 65 Liter pro Quadratmeter. Ein Ereignis, welches statistisch gesehen seltener als alle 100 Jahre eintritt. Bei diesem Starkregen wurde das komplette Kanalvolumen ausgenutzt. Alle Regenrückhaltebecken füllten sich unmittelbar mit Niederschlagswasser und kamen sehr schnell an ihre Belastungsgrenze.

Die Krefelder Abwasseranlagen und das Kanalnetz sind gemäß dem Stand der Technik so dimensioniert, dass es solche Starkregen aufnehmen kann, die statistisch nur alle zwei bis zehn Jahre auftreten. Sobald die Kapazitäten der Kanäle bei einem seltenen oder außergewöhnlichen Niederschlagsereignis überschritten werden, kommt es zu einem Überstau und zum Austritt von Kanalwasser an der Oberfläche. Für ein seltenes bzw. extremes Starkregenereignis, wie das zweite Ereignis vom 29.06.2021, kann ein Kanalnetz nicht ausgelegt sein. Hier ist es wesentlich sinnvoller, Überflutungen von Verkehrs- und Freiflächen in Kauf zu nehmen. Darüber hinaus fällt bei solchen Starkregen so viel Niederschlag innerhalb von kurzer Zeit, dass der Großteil des Wassers gar nicht in die Kanalisation gelangt, sondern direkt an der Oberfläche abfließt. Größere Kanäle würden das Problem bedauerlicherweise nicht lösen.

Die über die Oberfläche abfließenden Wassermengen in Fischeln waren so groß, dass Straßen, Gehwege und Wiesen überflutet wurden. Dies hatte zur Folge, dass nicht nur Keller und Tiefgaragen voll Wasser liefen, sondern auch die beiden Pumpstationen Kütterweg und Johannes-Blum-Straße betroffen waren. Zum Glück wurden an der Johannes-Blum-Straße nur die Pumpen überflutet, am Pumpwerk Kütterweg standen die Pumpen und die elektrische Schaltanlage unter Wasser.

Bis zum Ausfall der beiden Pumpwerke durch die Überflutung arbeiteten beide Anlagen einwandfrei. Alle Schieber waren intakt. Die Wasseransammlung auf der Dohmenstraße, Höhe Neuburgshof, erklärt sich durch den topografischen Tiefpunkt. Dort sammeln sich natürlich die Wassermassen. Der stark nachlassende Niederschlag ab 21:45 Uhr ermöglichte dann ein deutlich schnelleres Abfließen des Regenwassers in den späten Abendstunden.

Der Kommunalbetrieb wurde am 29.06. durch die Einsatzkräfte der Feuerwehr gegen 21:00 informiert und ist seitdem durchgehend im Einsatz, um Störungsmeldungen abzuarbeiten. Am Pumpwerk Johannes-Blum-Str. wird das Wasser derzeit am Bauwerk vorbeigeführt. Das Pumpwerk Kütterweg wird zurzeit mit einer mobilen Abwasserpumpe überbrückt. Bei dieser Pumpe handelt es sich um eine Dieselpumpe, die im Betrieb Geräuschemissionen produziert. Die Pumpe wird alle vier Stunden für die notwendige Laufzeit eingeschaltet. In der Zeit von 00:00 Uhr bis 06:00 Uhr wird auf den Betrieb der Pumpe verzichtet.

Starkregenereignisse können immer wieder auftreten und Überflutungen von Straßen, Plätzen, Wegen und Wiesen lassen sich dabei nicht immer verhindern. Der Kommunalbetrieb Krefeld weist explizit darauf hin, dass überspülte Straßen und Gehwege immer ein gewisses Risiko darstellen. Die Schachtdeckel der Kanäle sowie die Gullydeckel an den Straßenrändern können durch den Wasserdruck angehoben und so zu einer gefährlichen Stolperfalle werden, aber auch beim Durchfahren große Schäden an den Fahrzeugen verursachen.